Schwäbische Orgeltage 2004
Zum zehnten und letzten Mal unter Leitung von Bernhard Löffler
Günzburg (extra). Zum zehnten Mal richtet die Pfarrei Heilig Geist Günzburg letztmalig unter der künstlerischen Leitung von Musikdirektor Bernhard Löffler und unter der Schirmherrschaft von Alt-Bezirkstagspräsident Dr. Georg Simnacher "Schwäbische Orgeltage" aus. Los geht es am Samstag, 13. November.
Auch in diesem Jahr hat die Konzertwoche unter anderem das Leitbild, schwäbische oder zu Schwaben in engem Bezug stehende Komponisten und Organisten vorzustellen. Außerdem steht die Woche unter dem Motto "Apokalypse - Vom Dunkel ins Licht".
Ein besonderes Highlight wird das Eröffnungskonzert sein. Es findet am Samstag, 13. November, um 19 Uhr in der Günzburger Heilig Geist-Kirche statt. Zur Aufführung kommt das Oratorium "Elias" von Felix Mendelssohn Bartholdy. Auführende sind lngrid Fraunholz (Sopran), Barbara Bittner (Alt), Klaus Donaubauer (Tenor), Sönke Morbach (Baß), das "heilig geist ensemble" und das Radio Sinfonie Orchester Pilsenunter der Leitung von Musikdirektor Bernhard Löffler.
Am Montag, 15. November, um 19.30 Uhr wird ein Film mit dem Thema "Apokalypse des Altertums - Tod am Nil" im Gruppenraum der Pfarrkirche gezeigt.
Einen weiteren musikalischen Höhepunkt stellt am Mittwoch, 17. November, um 19.30 Uhr das Benefizkonzert des symphonischen Blasorchesters des Bundesgrenzschutzes München unter der Leitung von Christian Lombardy dar. Ein Querschnitt der Bläsermusik vom Barock bis hin zur Moderne wird hierbei in der Heilig Geist-Kirche zu hören sein. Der Erlös des Konzertes kommt den Günzburger Kindergärten zugute.
Am Donnerstag, 18. November, um 19.30 Uhr wird das Thema "Apokalypse des Altertums - Sodom und Gomorrha" beleuchtet. Zu den interessanten Programmpunkten darf auch die "Geistliche Abendmusik" mit dem Frauenchor "Corda Vocale" am Samstag, 20. November, um 19 Uhr in der Günzburger Heilig Geist-Kirche gezählt werden. Es werden unter anderem Werke süddeutscher Komponisten vom Barock bis zu der Moderne interpretiert. Die Leitung hat Bernhard Löffler.
Die Woche klingt mit einem Festgottesdienst am Sonntag, 21. November, um 10 Uhr mit der "Missa in C" von B. Cordans für zwei Solostimmen und Orgel aus. Ausführende sind die Bundessiegerinnen des diesjährigen "Jugend musiziert"- Wettbewerbs, Claire Möckl (Sopran), Stephanie Gramüller (Alt) und Bernhard Löffler an der Orgel.
Karten zu gewinnen
Für das Eröffnungskonzert der Schwäbischen Orgeltage - das Oratorium "Elias" in der Heilig Geist-Kirche am Samstag, verlosen wir dreimal zwei Eintrittskarten unter unseren "Extra" -Lesern. Wer dabei sein möchte, muss am morgigen Donnerstag in der Zeit von 15 bis 15.10 Uhrb bei der "Extra"-Redaktion unter der Nummer 08221/917-39 anrufen. Die ersten Drei gewinnen je zwei Karten.
Sechsmal zwei Eintrittskarten können unsere Leser für das "Symphonische Blaskonzert" am nächsten Mittwoch gewinnen. Wer sich an dieser Verlosung beteiligen möchte, muss bis Montag, 15. November, ein Fax (08221/917-18) oder eine e-mail (extra-redaktion@guenzburger-zeitung.de) an die "Extra"-Redaktion, Stichwort "Orgeltage", schicken - den genauen Absender mit Telefonnummer nicht vergessen!
aus EXTRA vom 10.11.2004
"Dreamteam" nimmt Abschied
Schwäbische Orgeltage finden zum letzen Mal unter der Leitung von Bernhard Löffler statt
Günzburg (kih).
1989 fing es an, mit gerade mal vier Sängern. Was sich im Lauf von 15 Jahren entwickelte, gehört heute zu den tragenden Säulen regionaler Musikkultur: das Günzburger heilig geist ensemble. Gegründet, geleitet und bemuttert von Bernhard Löffler. Ehefrau Ingrid Fraunholz, Solosopranistin und Gesangspädagogin, übernahm die stimm- und atembildnerische Erziehung. Ein "Dreamteam", wie das Ensemble beide umschreibt. Für die Schwäbischen Orgeltage, die am Samstag beginnen, läuft das Duo ein letztes Mal zur Höchstform auf.
Viel Arbeit haben die Sängerinnen und Sänger von Gemischtem Erwachsenenchor, Frauenchor 'Corda Vocale', Mädchenchor und der Mutter/Kind-Gruppe der 'Musikalischen Früherziehung' dem Tatendrang der Löfflers zu verdanken. Viele Erfolge auch, ebenso wie die Tatsache, dass sie in ihrer Gesamtheit ein gutes Stück regionale Kulturgeschichte mit geschrieben haben. An die 40 Messen zur Gestaltung der Festgottesdienste in Heilig Geist haben sie in langen Probenstunden, Wochenend-Workshops und Schullandheim-Aufenthalten gemeinsam erarbeitet, ebenso ein ansehnliches Repertoire an Oratorien, Requien und sonstiger Chorliteratur, die sie seit 1993 in den "Musikalischen Frühling im Schwäbischen Barockwinkel" einbringen oder damit die herbstlichen "Orgeltage" bereichern.
Nicht zu vergessen auf der Erfolgsliste: vier CDs, zwei Rundfunkmitschnitte und mehrere Fernsehaufnahmen. Das Hauptaugenmerk des heilig geist ensembles richtete sich als Kirchenchor natürlich auf geistliche Musik. Daneben aber war und ist es nicht abgeneigt, gelegentlich auch der leichten Muse ein Plätzchen einzuräumen, mit Operettenkonzertena auf der Forumsbühne etwa, oder der ernsten Klassik sinfonische Ehren zu erweisen, wied dieses Jahr mit Beethovens 9.
Besonderen Wert legte Musikdirektor Bernhard Löffler auf intensive und fundierte Nachwuchsschulung. Bereits in der musikalischen Früherziehung der Mutter- und Kind-Gruppe werden Kinder ab 18 Monaten durch stimmliche und gestalterische Elemente spielerisch für bestimmte Rhythmusempfindungen sensibilisiert. Später setzt sich dies in Mädchengruppen mit tonalen Übungen und Kanonsingen fort. Aus diesen Grundlagen entwickelt sich dann jenes stimmliche Reservoir, aus dem fortwährend die nachfolgenden Chöre ihren Sängerbedarf schöpfen. Besonders aufregende Highlights im jungen Chorleben sind Talentbescheinigungen, die durch Erfolg gekrönte Teilnahmen an Wettbewerben zu erringen sind. 1999 schaffte dies der Mädchenchor bei einem internationalen Chor-Contest in Riva/Italien, der ihnen überraschend einen zweiten Platz einbrachte. In neuester Zeit konnten zwei junge Nachwuchssängerinnen von sich reden machen. Claire Möckl und Stephanie Gramüller schafften es, bei "Jugend musiziert" über Regional- und Landesentscheid bis zum Bundeswettbewerb vorzudringen. Dort lieferte das in der Klasse 'Vokalensemble Duo' startende Paar eine Glanzleistung ab, die mit dem Rang 'Bundessiegerinnen' honoriert wurde.
Die von ihm ins Leben gerufenen und jetzt in zehnter Auflage bevorstehenden "Schwäbischen Orgeltage" werden zum letzten Mal unter Leitung von Bernhard Löffler stehen. Aus familiären Gründen verlassen er und Ehefrau Ingrid mit Ablauf des Jahres Günzburg.
Wie immer geht die Traditionsveranstaltung Orgeltage (mit Ausnahme der "Symphonischen Bläsermusik" am Mittwoch, 17. November, 19.30 Uhr) unter maßgeblicher Teilnahme des heilig geist ensembles über das Podium der Heilig Geist Kirche in Günzburg. Der Erwachsenenchor steht am Samstag, 13. November (19 Uhr), zusammen mit dem Radiosymphonieorchester Pilsen, im Mittelpunkt von Felix Mendelssohn-Bartholdys Oratorium "Elias".
Die Solopartien sind besetzt mit: Ingrid Fraunholz (Sopran), Barbara Bittner (Alt), Klaus Donaubauer (Tenor) und Sönke Morbach (Bass). Am Samstag, 20. November, (19 Uhr), singt der Frauenchor "Corda Vocale" ein a cappella Konzert, dazu erklingt Orgelmusik aus verschiedenen Epochen. Die Sonntagsmesse am 21. November (10 Uhr) gestaltet der Heilig Geist Chor mit B.Cordans "Missa brevis in C".
Gesangssolistinnen sind die Bundessiegerinnen Claire Möckl und Stephanie Gramüller. Alle Vokalkonzerte leitet Bernhard Löffler.
aus Günzburger Zeitung vom 13.11.2004
"Apokalyptische Reiter begegnen uns täglich"
Dürer-Ausstellung im Rahmen der Schwäbischen Orgeltage
Günzburg (sck).
Am Samstagabend wurde im Untergeschoss der Heilig Geist Kirche die Ausstellung "Apokalypse" eröffnet. Zu sehen sind Originalabzüge von Albrecht Dürers bekanntem Holzschnittzyklus aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert. "Die Apokalypse ist auch heute noch aktuell", betonten Pfarrer Ulrich Däubler und Musikdirektor Bernhard Löffler.
Sämtliche Originale des Buches "Heimliche Offenbarung des Johannis" aus Dürers eigener Druckerei gelten eigentlich als verstümmelt oder verschollen. Dass Musikdirektor Bernhard Löffler im Rahmen der Schwäbischen Orgeltage unter dem Motto "Apokalypse - Vom Dunkel ins Licht" doch Originale des weltbekannten Bilderzyklus präsentiert, ist eine Sensation. Er hat sie von einem privaten Kunstsammler erhalten, den er in Bad Birnbach getroffen hat. Dieser hat das exzellent erhaltene Werk aus 16 Text- und 15 Bildseiten bei einer Auktion ersteigert.
Die "Offenbarung des Johannes", besser bekannt als "Apokalypse" (Griechisch für Offenbarung) ist das letzte Buch des Neuen Testamentes und ein Text, der die Menschheit seit Jahrhunderten beschäftigt. Die Apokalypse verkündet den Weltuntergang sowie einen Endkampf zwischen Gut und Böse, an dessen Ende die Errichtung des himmlischen Jerusalems steht. Albrecht Dürer bebildert diese Prophezeiung eindringlich und mit zahllosen Details: Johannes - manche halten ihn für den gleichnamigen Evangelisten - hat auf der Insel Patmos eine Vision, in der ihm das Ende der Welt vor Augen geführt wird. Dürer verzichtet auf allzu viel Horror. Die vier apokalyptischen Reiter, die Angst und Schrecken verbreiten, oder die vier Euphrat- Engel, die nach ersten Gemetzeln ein weiteres Drittel der Menschheit töten, werden ästhetisch und positiv dargestellt. Es fehlen Darstellungen von losen Körperteilen oder fließendem Blut. Meist wacht Gott selbst über den Schlachten. Gute Menschen werden verschont. Dürer hat so fein gearbeitet, dass seine Holzdrucke wie Tuschezeichnungen aussehen. Der Künstler setzt auch die symbolische Sprache gekonnt um: Das Böse tritt als Teufel, als Hydra oder als "die Hure Babyion" (Deckname für Rom) auf. Bei Dürer - der sich der Reformation anschloss - rechnen die himmlischen Heerscharen übrigens auch mit "bösen" Mönchen, Priestern und Königen ab.
Beschreibt die Apokalypse die kommende Strafe Gottes nach christlichem Glauben? Pfarrer Ulrich Däubler plädiert für eine hoffnungsvolle Interpretation: "Die Apokalypse zeigt, wie es in der Welt zugeht. Wir sehen jeden Tag Leid, Tod und Schmerz. Die apokalyptischen Reiter können uns jeden Tag begegnen. Aber wir leben nicht auf den Tod zu, sondern auf die Auferstehung und das Licht."
info: Die Ausstellung "Apokalypse" öffnet bis zum 1. Dezember täglich jeweils eine Stunde vor den Gottesdiensten und schließt eine Stunde danach, der Eintritt ist frei. Die nächste Veranstaltung im Rahmen der Schwäbischen Orgeltage ist das Oratorium "Elias" von Felix Mendelssohn Bartholdy am Samstag, 13, November, um 19 Uhr in der Heilig Geist Kirche.
Musikdirektor Bernhard Löffler (rechts) und Pfarrer Ulrich Däubler eröffneten am Samstag die Ausstellung "Apokalypse" in der Heilig Geist Kirche. Auf dem Bild zu sehen ist die Achte Figur. Sie zeigt den Evangelisten Johannes auf Patmos, das Buch verschlingend.
Bild: Schröck
aus: Günzburger Zeitung vom 08.11.2004
Wie ein Hammer, der Felsen zerschlägt
Schwäbische Orgeltage eröffnen mit einer Glanzstunde
Von unserem Mitarbeiter
Helmut Kircher
Günzburg
Musikalische Jubiläen wollen und sollen in angemessenem Rahmen gefeiert werden. Und zweifellos ist Felix Mendelssohn-Bartholdys Oratorium "Elias", nach Worten des Alten Testamentes, der adäquate Rahmen für '15 Jahre Günzburger heilig geist ensemble' und '10 Jahre Schwäbische Orgeltage'. Trotzdem - schon merkwürdig, diese fanatisch-besessene Prophetengestalt des Elias. Ruft das Volk zu massenhaftem Mord an Ungläubigen auf und verklärt diese Bluttat anschließend als gottgewollt: "Greift die Propheten Baals, führt sie hinab an den Bach und schlachtet sie daselbst!" So etwas steht in der Bibel? Hätten wir, mal ganz ehrlich, doch lieber im Koran gesehen.
Zügeln wir also unsere Vorurteile und gehen von der Vermutung aus, dass der Komponist und sein Texter Julius Schubring fern jeglicher Ideologie gehandelt haben. Außerdem, die lose Aneinanderreihung von Bibelversen ist so ganz befriedigend nicht, deshalb lässt sich die weitverbreitete Meinung, die wirkliche Qualität des Werkes sei allein auf die Musik gestützt, guten Gewissens vertreten. Die erzählend dramatischen Szenenfolgen ergeben aber durchaus Kontraste und spannungsvolle Situationen, aus denen Mendelssohn eine Partitur von immensem klanglichen Reichtum geschaffen hat, aufgeladen mit melodischer Energie, robust und farbenprächtig, pathetisch heroisierend und lyrisch sanft dahinfließend, gespickt mit schroffer Dynamik und gekrönt von bezwingend visionärer Kraft.
Dank der resoluten Stabführung Bernhard Löfflers wurde daraus keine spröde statuarisch-bodenständige Oratorienangelegenheit, sondern eine dramatisch erhitzte und klanglich beflügelnde. Sein Konzept einer dynamisch fließenden Einheit trugen alle mit, die Solisten mit einer bis in die letzte Konsequenz durchgehaltenen Spannungslinie, der Chor mit messerscharfen Konturen, halsbrecherischer Expressivität und still anschmiegsam schwebender Gefühligkeit und das Radio Symphonieorchester Pilsen, mit einem enormen Spürsinn für den Perspektivenreichtum dieses Zweieinhalbstunden-Werkes, war besonders beeindruckend, wenn es seine homogene Klangfülleausbreiten konnte, seine ruhigen, weiträumig flutenden Harmonien, und mit tonmalerischer Delikatesse seine samtigen Farbtupfer setzte.
Grandioser Peter Lika
Gut gelungen die geschmeidig gestalteten Übergänge zwischen Chören und Sologesängen, die sich damit, samt scharfkantigen Kontrasten, punktgenau in Löfflers Konzept einfügten. Selbst die Rezitative wurden vom Sog des weit ausatmenden Melos erfasst und in den mitreißenden Strom romantisch expressiver Ausdrucksmusik eingebunden. Als routinierter Oratoriensänger und erfahrener Elias-Interpret weiß ein grandioser Peter Lika (Bass) - eingesprungen für den erkrankten Sönke Morbach - wie differenziert Mendelssohn mit der Figur dieses Propheten umging. Lässt er ihn im 'Wunder der Erweckung' in einer Arie - mit sängerisch höchster Herausforderung an Spitzentönen und Tonumfang - noch ekstatisch Gottes Wort "Wie ein Hammer, der Felsen zerschlägt" vom Himmel herabbeschwören, so zeigt sich später seine Selbstaufgabe als Gescheiterter: "Es ist genug". Der Mittelpunkt des Werkes.
Lika brachte, fast körperlich spürbar, erfüllt von seelischer Befriedung, mit bewegend geführter Stimme und hingebungsvoller Direktheit die Resignation zum Ausdruck. Ein Ausnahme-Elias dieser Peter Lika. Viel Leidenschaftlichkeit und Engagement zeigte Ingrid Fraunholz, gestützt auf ihren hellen, geradlinigen Sopran, in ihren Partien. Insbesondere der 'Witwe' verlieh sie durch ihre stimmliche Strahlkraft kristallisch klare Prägung. Barbara Bittner, mit verhangenem, Trauer umflorten Timbre in ihrem klangschönen Alt blieb, neben einer wunderbar weichen, feingliedrigen Linie, mit genau fokussiertem präzisen Singen auch die dramatischen, bösartigen Töne nicht schuldig. Klaus Donaubauer lieferte eine tadellose Tenorpartie ab.
Klang gewordene Innigkeit strahlte aus seinen Arien, lyrisch kultiviert, mit präziser Diktion. Mit einer reifen, ja nahezu professionellen Leistung machten junge Ensemblemitglieder des Chores auf sich aufmerksam. Claire Möckl, virtuos und schwerelos sang sie den Knaben. Ergänzt durch Luise Kimm, Carolin Ruf und Stephanie Gramüller ergab sich eine Engel- und Seraphinenschar, die mit anmutig vokalem Profil und sängerischer Opulenz in Himmelssphären schwelgte. Uschi Schwarzmann und die sonoren Männerstimmen von Rüdiger Büll, Sebastian Hopfenzitz, Jürgen Hanika und Gabor Wagner fügten sich, intonationssicher und elegischen Zauber entfaltend, zu Quartett und Doppelquartett ein. Mit schwungvollem Elan präsentierte sich einmal mehr das heilig geist ensemble, in sängerischer Vollbesetzung und einer stilistischen und stimmlichen Spannweite von nazarenisch simpler a capella bis zu verschlungen polyphoner Vielstimmigkeit, vom flehenden Verdämmern im piano bis zu monumentaler Wucht frenetischer Klangeruptionen. Ein verlässliches Fundament dieser großen Stunde erhabener Oratorieninterpretation. Mit 15-jähriger chorischer Erfahrung. lässt es sich auf musikalisch Weise eben gut an, Berge zu versetzen.
Gleichermaßen sängerische wie instrumentale Glanzleistungen machten die Aufführung von Mendelssohn-Bartholdys Oratorium "Elias" in derGünzburger Heilig Geist Kirche - unter Leitung von Bernhard Löffler - zu einem musikalischen Topereignis. Auf dem Bild die beiden Gesangsolistinnen Barbara Bittner (Alt) links und ingrid Fraunholz (Sopran).
Bild: Kircher
aus Günzburger Zeitung vom 15.11.2004
BGS als eine "lebendige Orgel"
Benefizkonzert zugunsten Günzburger Kindergärten
Günzburg (kih).
Als "lebendige Orgel" seien sie im Rahmen der "Schwäbischen Orgeltage" nach Günzburg gekommen, führte der Dirigent des Sinfonischen Blasorchesters München des Bundesgrenzschutzes, Christian Lombardi, in das Benefizkonzert zugunsten der Günzburger Kindergärten ein.
In Punkto Uniform - gediegenes Dunkelblau - spielten sie die Vorreiterrolle einer künftigen deutschen 'Bundespolizei', gab er einen kleinen Einblick in den "enormen Wandel", dem diese Polizeitruppe momentan unterliege. Dass sie als Musiker deren unbestrittenes Aushängeschild sind, verschwieg er zwar, bewies es aber mit seiner etwa 40-köpfigen Truppe auf eine Weise, die die Zuhörer in Begeisterung ausbrechen ließ. Anlass und Ort entsprechend (Heilig Geist Kirche Günzburg) beherrschte natürlich ernsthaftes, von höheren musikalischen Weihen getragenes Melos die Szene. Bachsche Choräle und immer wieder choralartige Einschübe zogen sich leitmotivisch durch das Zweistundenprogramm. Flächig weicher Orchestersound wurde da zelebriert, schmerzlich leuchtende und pathetisch sich ausbreitende Melodiebögen. Ganz anders in der Transkription von Jean Sibelius' "Finlandia", einem sinfonischen Gedicht, das die heldenhafte Leidens- und Befreiungsgeschichte des finnischen Volkes in Töne gesetzt schildert. Es bot Gelegenheit für das BGS-Orchester, mit allen Facetten seiner instrumentalen Prägnanz und sinnlich gespeisten Klangkultur ein Tongemälde von schmerzlich schönen Dimensionen zu malen. Nicht zuletzt wird die außergewöhnliche Qualität dieses Klangkörpers durch versierte Instrumentalsolisten unter Beweis gestellt. Durch die ansatzlose Leichtigkeit und von hoher poetischer Schönheit verklärten Trompetensoli im "Dona nobis pacem" von Hector Berlioz' Totenmesse, durch das turbulent dahinperlende, mit virtuoser Brillanz entzündete Flötenfeuerwerk in Cecile Chaminades "Concertino pour Flute", das sich vor romantisch verklärendem Orchesterhintergrund in elegische Melancholie verflüchtigt.
Eine Momentaufnahme aus A.Borodins "Fürst Igor" setzte dem sinfonischen Ernst der Stunde einen erfrischend jazzig swingenden Farbtupfer auf, und "Young Amadeus" tat das Seine noch dazu.
Wann schon hat man den, mit melodischem Feinsinn in Herz und Gemüt fließenden Adagiosatz in Wolfgang Amadeus Mozarts "Klarinettenkonzert", von "solistischem" Orchestertutti geblasen gehört. Mozarts allerletztes Konzert, ein Alterswerk" in "jungem" Stil. Als Zugabe schließlich durfte sogar "Der Mond ist aufgegangen" mit bekannt balsamischem Wohllaut, doch in sinfonischem Klanggepräge und makellosem Legato, klar und schön am Himmel stehen.
Einmal mehr zum Konzertpodium wurde die Günzburger Heilig Geist Kirche. Im Rahmen der "Schwäbischen Orgeltage" gab das Sinfonische Blasorchester des Bundesgrenzschutzes (München) ein Benefizkonzert.
Bild: Kircher
aus Günzburger Zeitung vom 19.11.2004
Orgeltage gehen zu Ende
Abschlusskonzert am Samstag - Gottesdienst am Sonntag
Günzburg (zg).
Die Schwäbischen Orgeltage gehen zu Ende: Am Samstag, 20. November, um 19.30 Uhr findet in der Günzburger Heilig Geist Kirche das Abschlusskonzert mit "Geistlicher Abendmusik" mit dem Frauenchor Corda Vocale statt. Dabei kommen Werke von Casciolini, Hauptmann, Mendelssohn, Kodaly u.a. zur Aufführung. Die Leitung hat Musikdirektor Bernhard Löffler.
Der Frauenchor "Corda Vocale" wurde im Jahr 2001 gegründet und setzt sich aus Studenten und Schülern der Gesangsdozentin Ingrid Fraunholz sowie Mitgliedern des Günzburger heilig geist ensembles zusammen und konnte bereits mehrfach in Konzerten mit vielfältigen und ungewöhnlichen Programmen überzeugen. Schließlich findet am Sonntag, 21. November, um 10 Uhr der Abschlussgottesdienst der diesjährigen Orgeltage statt. Dabei präsentieren Claire Möckl und Stephanie Gramüller Teile aus ihrem diesjährigen Programm des Wettbewerbes "Jugend musiziert". Claire Möckl und Stefanie Gramüller erzielten beim Regionalentscheid in der Kategorie Vokal ensemble "Duo" mit der Tageshöchstpunktzahl einen ersten Preis mit Weiterleitung zum Landeswettbewerb in Bayreuth.
Auch dort erhielten sie in ihrer Kategorie die Höchstpunktzahl und durften zum Bundeswettbewerb nach Trossingen/Villingen-Schwenningen reisen. Dort konnten sie mit ihrem Programm, einer Missa brevis in C von Bartolomäo Cordans, einem Ave Maria und einem Ave verum von Camille Saint Saens, dem Gospel "Going up" sowie einem Duett von Robert Schumann, derart überzeugen, dass sie als Bundessieger mit einem Kunstdruck beschenkt wieder zurückkehren durften.
Beim Abschlussgottesdienst der diesjährigen Orgeltage präsentieren Stephanie Gramüller (links) und Claire Möckl (rechts) Teile aus ihrem Programm des Wettbewerbs Jugend musiziert. In der Mitte ist Gesangsdozentin Ingrid Fraunholz.
aus: Günzburger Zeitung vom 19.11.2004
Ein furioses Finale auf der Orgel
Schwäbische Orgeltage gingen zu Ende
Günzburg (kih).
Anspruchsvoll, auf hohem Niveau und musikalisch substanzvoll war die Schlussphase der 10. Schwäbischen Orgeltage in der Günzburger Heilig Geist Kirche gestaltet. Mit chorischer a capella-Musik aus einem Repertoire des selten Gehörten setzte Initiator Bernhard Löffler vokal außergewöhnliche Akzente. Er ließ es sich nicht nehmen, zum Finale schließlich auch noch das Instrument solistisch und konzertant einzusetzen, das der Veranstaltungsreihe ihren Namen gab.
Das stimmliche Potenzial des Frauenchores "Corda Vocale" geht - das darf man behaupten -um einiges über das hinaus, was normalerweise von einem Chor zu erwarten ist. Zum einen werden hierfür nur die Besten aus dem gesamten Verbund des heilig geist ensembles ausgewählt, nur solche die Gesang studieren, Gesangsunterricht nehmen oder ihr gesangliches Hobby mehr als intensiv betreiben. Zum anderen macht sich der stimmbildnerische und gesangstechnische Feinschliff - akribisch und individuell ausgeführt von Gesangsdozentin Ingrid Fraunholz - unüberhörbar bemerkbar.
Bernhard Löffler schöpft als versierter Chorleiter die gegebenen Möglichkeiten natürlich aus, arbeitet diese technischen Grundlagen differenziert und tonsprachlich effektvoll in die vokale Ausführung ein. Wunderschön die Klarheit, der entrückte Schwebezustand, der aus den Motetten strömt, sich in Simon Sechters Psalmen zu aufgehellter Mehrstimmigkeit steigert und in Mendelssohn Bartholdys "Jauchzet" und "Hebe deine Augen auf" versierte Intonationsfähigkeit und ein klares vokales Profil erfordert. Melodisch schlicht und gerade deshalb den in tiefer Gläubigkeit wurzelnden menschlichen Kern der Musik freilegend, setzte sich Zoltan Kodalys "Ave Maria" in Herz und Gemüt fest. Noch tiefer gar drang das poetisch bewegte Gottesbekenntnis in Moritz Hauptmanns "Gebet". Den rhythmisch pulsierenden Kontrapunkt zu musica sakra und psalmierender Strenge setzten zwei jazzige Gospels. Gläubigkeit auf sentimental zerrissene, hingebungsvoll melancholische und mitreißend fetzige Weise. Ein erfrischend dynamischer und jugendlich flott gesetzter Farbtupfer im heilsgesättigten Seelengemälde.
Spannendes Klangexperiment
Seine vier Orgelsolo-Einlagen machte Bernhard Löffler zu einem spannenden Klangexperiment. Durfte er in Pachelbels d-Moll Präludium voll auf die Pedale steigen und in wuchtigen Akkorden schwelgen, so forderte der stilistische Mix aus weihevoller Würde und virtuosem Auftrumpfen in Gottlieb Muffats Toccata einen beträchtlichen Aufwand an technischer Raffinesse. Johann Ernst Eberlins feinsinnige, in leichtfüßigen Oberstimmen dahinfließende und von sonorem Bassgepränge umwobene Toccata war so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm, der dann in einem tonalen Klanggewitter losbrach, das Löffler mit seiner Eigenkomposition "Rex Tremendae" entfesselte.
Einem vulkanischen Ausbruch gleich, der geballte Expressionen ausschleudert, herrische Bassgetöne und atonale Dissonantakkorde. Zum Atemholen verweilt er in progressiven Klangfiguren, dann stürzen, mit triumphaler Vehemenz, wieder explodierende Tonmassen und Klanggewölbe aufeinander. Überraschend das Finale: ein lang gehaltener Ton, der sich, wie ein in Zeitlupe verglühender Meteorit, mit abnehmender Energie, langsam in sich selbst auflöst. Orgelliteratur im Spiegel der Modeme. Geistliche Musik auf ihrem Weg in das 21. Jahrhundert.
Mit geistlicher Abendmusik in der Heilig Geist Kirche setzte der Frauenchor Corda Vokale unter Leitung von Bernhard Löffler den konzertanten Schlusspunkt der 10. Schwäbischen Orgeltage
aus: Günzburger Zeitung vom 22.11.2004