Musikalischer Frühling im schwäbischen Barockwinkel 2011
Die Schönheit des Glaubens hörbar gemacht
Musikalischer Frühling 2 - Heilig Geist Ensemble und Solisten begeistern
VON EMIL NEUHÄUSLER
Günzburg
Das Konzert am Sonntag Nachmittag in der Heilig-Geist-Kirche in Günzburg war prädestiniert für den Musikalischen Frühling im schwäbischen Barockwinkel. Denn in den Kompositionen von Haydn und Mozart wurde nicht nur die Schönheit des Glaubens hörbar gemacht, wie Stadtpfarrer Ulrich Däubler die 300 Besucher einleitend sensibilisierte, es wurde in den hervorragenden Darbietungen die aus dem üppigen Barock hervorgegangene prachtvolle Wiener Klassik lebendig. In der Motette „Exsultate, Jubelate" von Wolfgang Amadeus Mozart überzeugte die Sopranistin Danuta Debski, im Konzert Nr. 4 D-Dur von Mozart' brillierte Oana-Sabina Bunea mit der Violine und zum Genuss wurde Haydns Schöpfungsmesse durch den freudigen und ausdrucksvollen Gesang des Heilig Geist Ensembles, alles unter Leitung von Thomas Bodenmüller.
Jubel und Leichtigkeit
Als verbindendes und tragendes Element fungierte das Streichorchester „Camerata Ulm". Die 20 Musiker, besetzt neben den Streichinstrumenten mit Fagott, Oboe und Horn, spielten frisch, gradlinig und mit Ausdruck und waren Solisten und Chor stets ein verlässlicher Partner, zuerst der Sopranistin Danuta Debski in Mozarts Motette "Exsultate, Jubilate". Die staatlich geprüfte Musiklehrerin und erfolgreiche Solistin nahm den Ball der Leichtigkeit auf und interpretierte den Jubel im einleitenden Allegro-Satz souverän auf höchster Ebene. Vor allem in den Pausen des Orchesters kam die Ausdrucksfähigkeit ihrer Stimme voll zur Wirkung, dunkel koloriert Rezitativ und feierlich, flehentlich im Andante. Beim sehr schnellen Schluss Alleluja nahm die Solistin mit dem Orchester an Fahrt auf, legte noch einmal an Temperament zu, steigerte zum finalen Fortissimo und blieb dabei doch immer andächtig und feierlich. Mit lang anhaltendem Applaus würdigte das Publikum die tolle Leistung der Sängerin.
In Mozarts Violinkonzert Nr. 4 D-Dur KV 218 gewann Oana-Sabina Bunea auf einer Ruggeri-Violine (aus dem 17. Jahrhundert, von der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart zur Verfügung gestellt) die ungeteilte Aufmerksamkeit der Zuhörer. Bewundernswert war, dass sie ganz ohne Notenblatt spielte. Man konnte spüren, wie sich ihre Musik in dem dadurch gewonnen Freiraum behutsam und gefühlvoll entwickelte. Sie führte den Bogen mal heftig, mal sanft streichelnd, fantastisch leicht in Höhen und Tiefen, der Klang immer schön, ergreifend und erhaben. Hervorzuheben das „Rondeau Andante grazioso" mit tänzerischen und sehr schnellen Tonfolgen, in dem die Künstlerin sich mit ihrer Mutter Stela Bunea, der Konzertmeisterin des Orchesters, zu einem Duett zusammenfand.
Joseph Haydns Schöpfungsmesse ist eine festliche und fröhliche Musik, voluminös und temperamentvoll. Zum Herausarbeiten dieses Charakters wurde das Orchester mit einer Bläsergruppe verstärkt. Diese fügte sich nahtlos ein und so bekam der 40-köpfige Chor eine eindrucksvolle Begleitung. Chorleiter Thomas Bodenmüller führte alle zu einem wunderbaren Klangkörper zusammen. Gewaltvoll drängten sich im Kyrie die Sänger nach oben, jubelnd und kraftvoll agierten sie im Gloria, vorwärts strebend in den langen Texten des Credo und getragen im Sanctus. Lob verdienen die anderen Solisten. Kathrin Koch (Alt) gefiel durch warme Stimme und deutliche Intonation, Frank Wörner (Bass) und Daniel Jenz (Tenor) ergänzten zu einem harmonischen Quartett.
Eine besondere Ehrung gab es für Stadtpfarrer Däubler bei der Zugabe. Als Förderer der Kirchenmusik in Heilig Geist überraschten ihn Sänger und Musiker mit dem aus dem Alleluja der "Exsultate-Motette" entwickelten Kanon "Frohsinn, Glück und Gottes Segen wünschen wir von Herzen". Däubler bedankte sich beim Chor, dass dieser mit wunderbarer Musik seine seelsorgerische Arbeit begleite und "dass wir dank unseres Glaubens immer wieder schöne Musik hören dürfen."
Chorleiter Thomas Bodenmüller fügte sein Heilig Geist Ensemble mit Solisten und dem Streichorchester Camerata Ulm zu einem harmonischen Klangkörper.
aus: Günzburger Zeitung vom 31.05.2011