"Brundibár" - Oper für Kinder - Theresienstadt 1943 Projekt 2002
Impressionen
Kinderoper aus Theresienstadt
Günzburger heilig-geist- Jugendensemble auf Gastspielreise in Budapest
Budapest/Günzburg (kih)
Dass man auch mit einer kleinen Oper hohe musikalische Wellen schlagen kann, dafür steht das junge heilig geist ensemble Günzburg. Mit "wunderbar" bis "großartig" urteilten schon letztes Jahr die Zuschauer in Ichenhausen, Augsburg und Binswangen über die Aufführungen von "Brundibar", der Kinderoper aus dem KZ Theresienstadt. Dieses Jahr nun ging die Gastspielreise - in Zusammenarbeit und mit Unterstützung der Weltjugendorganisation "Jeunesses Musicales" und der Robert Bosch Stiftung - gar bis in die ungarische Hauptstadt Budapest.
Eingeladen hatte die dortige "Deutsche Schule", eine Institution, die allein schon aufgrund ihrer baulichen Gegebenheiten als Vorzeigeobjekt bezeichnet werden darf. Traumhaft an einem steilen Hang inmitten eines vornehmen Villenviertels gelegen, wurde der Neubau (mit deutscher Finanzhilfe) vor einem Jahr unter Anwesenheit des Budapester Oberbürgermeisters, des ungarischen Kulturministers und deutschen Außenministers in schulischen Dienst gestellt. Dass die großzügig konzipierten Räumlichkeiten (mit allem was das Schülerherz begehrt, von Speisesaal bis Sportstätten) den rund 400 deutschen und ungarischen Schülerinnen und Schülern eine ungehemmte Lust auf Schule vermittelt, darf guten Gewissens vorausgesetzt werden. Die nahezu idealen Bühnenverhältnisse im 300 Zuschauer fassenden Auditorium machen sich sogar das professionelle "Deutsche Theater Budapest" als ständige Spielstätte nutzbar.
Zu einer reinen Vergnügungsreise wurde dieses Gastspiel trotz all der guten Voraussetzungen dennoch nicht. Weder für die nahezu 50 "künstlerisch Tätigen" im Alter von neun bis neunzehn, noch für ihre, vornehmlich als "bühnentechnisches Personal" fungierenden, Betreuer. Nach einer fast dreizehnstündigen Busfahrt und der (natürlich) viel zu kurzen Nachtruhe folgten tags darauf anstrengende Chor- und Soliproben. Mit Mitgliedern der Budapester Symphoniker musste Dirigent Bernhard Löffler - wie hat er das in einer einzigen Probe nur geschafft!? - den Orchesterpart erarbeiten und auf eine musikalische Linie mit Sängern und Darstellern bringen.
Gutes Omen
Als gutes Omen erwies sich die Generalprobe kurz vor der Vorstellung: es klappte so ziemlich nichts. Nach einer unumstößlichen Theaterregel die beste Voraussetzung für eine perfekte Aufführung, fand auch Regisseur Helmut Kircher. Und das wurde sie. Das jugendliche Publikum folgte mit geradezu atemloser Spannung der turbulenten Geschichte um Aninka und Pepicek, die es schaffen, sich mit Hilfe von Katze, Spatz und Hund gegen die "Alleinherrschaft" des bösen Leierkastenmanns Brundibar durchzusetzen. Natürlich ist es in erster Linie die hinreißende Musik des tschechisch-jüdischen Komponisten Hans Krasa (1899-1944) die bei dieser knapp 45-minütigen Kurzoper besticht. Die Tatsache, dass "Brundibar" durch seine 55malige Aufführung im "Vorzeige-KZ" Nazideutschlands zur "Oper der Kinder von Theresienstadt" wurde, dass sowohl der Komponist als auch der größte Teil der mitwirkenden Kinder in den Gaskammern von Auschwitz ihr Leben lassen musste, drückt der heiteren Unbeschwertheit des Spiels den beklemmenden Stempel Deutschlands dunkelster Vergangenheit auf. Doch wie lange wird sich diese noch im Bewusstsein der nachwachsenden Generationen halten können - oder wollen?
Künstlerische Verschnaufpausen für die Günzburger Sängerschar gab's bei Stadtrundfahrt, Einkaufsbummel und Besuch des Goethe-Instituts, dann schwenkte der Bus bereits auf Heimatkurs ein und steuerte geradewegs auf den zweiten Aufführungsort, das bayerische Bad Birnbach zu. Auch hier, vor über zweihundert Zuschauern, Begeisterung pur.
Was zum guten Schluss noch fehlte, war der obligate Autobahnstau. Und als der endlich kam, meinte er es besonders gut: Totalsperrung der A99 auf der Höhe München. Nichts ging mehr. Wie gut, dass man neben gesponserten Brezeln auch noch "Brundibar" im Gepäck hatte: "... doch neues Glück beginnt, auch wenn die Zeit verrinnt"
info: Eine weitere öffentliche Vorstellung der Kinderoper "Brundibar" gibt es am
20. November (Buß- und Bettag) in der ehemaligen Synagoge Ichenhausen.Beginn 19 Uhr. (Schulvorstellungen am 21. und 22. November jeweils 10Uhr
aus: Günzburger Zeitung, 08.11.2002
Eine Oper nicht nur für Kinder
150 Besucher verfolgten die Aufführung von "Brundibár" im Artrium
Bad Birnbach (vg). Hans Krasas "Brundibár" gehörte als außergewöhnlicher Programmpunkt zu den 2. Bad Birnbacher Kulturtagen.
"Brundibár - eine Kinderoper aus Theresienstadt" wurde im Artrium vor rund 150 Zuschauern aufgeführt. Übrigens, auch viele Erwachsene wollten sich das Stück nicht entgehen lassen. Musikdirektor Bernhard Löffler begrüßte die Gäste, führte kurz in das Stück und seine Geschichte ein. "Nur wahre Freundschaft kann das Böse besiegen", so Löfflers Fazit.
Der Prager Komponist Hans Krasa schrieb diese Oper vor dem Einmarsch der Deutschen in Prag.
Uraufgeführt wurde sie dort in einem Waisenhaus 1941. Hans Krasa selbst wurde Opfer des NS-Regimes, starb in einem Konzentrationslager.Doch zur Geschichte selbst. Pepicek und Aninka brauchen Milch für die schwerkranke Mutter. Der Vater ist längst tot. Stehlen? Nein. Stehlen wollen sie nicht. Dafür möchten sie es dem Leierkastenmann Brundibar gleichtun. Doch ihre Stimmen sind nicht laut genug. Da kommen den beiden die Tiere zur Hilfe. Gemeinsam schaffen sie es auch, Brundibar zu besiegen als er ihnen das verdiente Geld rauben möchte.
Bernhard Löffler hatte für diese Inszenierung den Günzburger Knaben- und Mädchenchor aus seiner früheren Wirkungsstätte geholt. Den jungen Sängern standen die Budapester Synphoniker zur Seite. Die Leitung hatte Bernhard Löffler selbst inne.
aus: Passauer Neue Presse