Kirche
Die Pfarrei Hl. Geist und ihr Pfarrzentrum
Unsere Pfarrei HI. Geist wurde 1968 im südöstlichen Teil der Stadt Pfarrzentrum eingeweiht als Kirche mit Gemeinderäumen unter einem Dach. Der Architekt war Hermann Oettl, der einen modellhaften Kirchentypus für die Zukunft schuf. Nicht mehr nur Schutz- und Trutzburg, unveränderlich und hoch zum Himmel ragend wie im Mittelalter, nicht mehr das himmlische Jerusalem mit all seiner höfischen Pracht wie im Barock sollte sie sein, sondern Kirche unterwegs, Kirche unter uns, dem Geist des II. Vatikanischen Konzils entsprechend. Deshalb keine trutzigen Kirchenmauem, sondern in sich versetzte Wände, die Beweglichkeit ausdrücken, zeichnen unsere Kirche aus. Deshalb viel Glas, das Licht in die Kirche lässt und die Außenwelt in die Kirche holt. Große Glastüren wirken einladend und nehmen mit den gläsernen Waridecken dem Besucher das Gefühl hier eingesperrt zu sein. Auffallend für jeden, der zum ersten Mal den Kirchenraum betritt, ist die Decke mit ihren Metallverstrebungen. Die heutige Statik macht es möglich, dass die riesige Kirchendecke keine Säulen benötigt, sie trägt sich selbst.
Der Innenraum der Kirche ist, wie das Äußere, geprägt vom Geist des Konzils. Es ist die gute Stube unserer Pfarrgemeinde. Abendmahl soll hier gefeiert werden, jeder soll sich hier wohl und zu Hause fühlen. Darum der Altar als Tisch aus Karara-Marmor in der Mitte und die 600 Stühle darum, die zum HI. Mahl laden. Wir sitzen nicht hintereinander sondern uns gegenüber, das schafft Gemeinschaft, das macht uns zu Schwestern und Brüdern, da sitzt gewissermaßen jeder in der ersten Reihe. Auch der Teppichboden fördert das Gefühl von Behaglichkeit und macht es möglich, dass Kinder auch mal wie zu Hause am Boden sitzen.
Die Heilig Geist Kirche Günzburg kurz nach der Fertigstellung
Ganz besonders aber hat Franz Nagel, ein gebürtiger Günzburger und Professor für Kirchenmalerei an der Kunstakademie in München, unserer Kirche seinen Stempel aufgeprägt. Er hat es verstanden, modeme Malerei, naturwissenschaftliche Erkenntnis und heutige Technik zu einem vollendeten Ganzen zu machen. Einem Kinostreifen gemäß läuft, wie in einem Film, rund um den ganzen Kirchenraum das Wirken unseres Pfarrpatrons des Heiligen Geistes ab. Man kann den Geist Gottes ja nicht bildlich darstellen, aber malen, was er bisher tat und heute noch tut. So dominiert in diesem Bildstreifen vorne an der Wand der Geist Gottes in Gestalt eines glühenden Feuerballs, der seine Ideen in unserer Welt und Zeit verwirklicht. Schemenhaft sind in ihm die Farben für Leben, Harmonie, Zuversicht, Liebe und Frieden schon angedeutet, die dann in der Weltenschöpfung Wirklichkeit werden und bis ans Ende der Welt andauern. Ja der "Filmstreifen" über das Wirken des Heiligen Geistes entwickelt sich zum wahren Kampf zwischen Sein und Nichtsein, zwischen Leben und Tod, Liebe und Hass, Krieg und Frieden, Gut und Böse, zwischen den Mächten der Finsternis und des Lichts. Die Farben für Leben, grün und blau, kämpfen gegen die Farben der Finsternis, schwarz und grau. Seit dem Urknall tobt dieser Kampf und das Leben hat bisher gesiegt, mögen auch wir mit beitragen, dass der positive Geist, der Heilige Geist, auch weiter Sieger bleibt und unsere Welt und das Leben darauf sich weiter entwickelt. Dann wird jeder Mondkrater zum Garten Eden, jeder noch so dicke Fels durchbrochen und die befruchtete Zelle wird sich weiterhin teilen. Dieser Filmstreifen in unserer Kirche motiviert mit seinen heiteren frohen Farben zu Optimismus, dass das Werk des Heiligen Geistes nicht untergeht sondern durch uns Zukunft hat.
Die Sakramentskapelle der Heilig Geist Kirche
Noch zu erwähnen sei unsere Sakramentskapelle, die sich an den Kirchenraum anschließt und den Besucher zu Gebet und Meditation einlädt. Sie ist von Nagel in ein beruhigendes Grün getaucht an deren Stirnseiten zusammen mit dem Tabernakel das heilige Abendmahl prankt. Auffallend ist dabei, dass das Äußere der Apostel immer mehr verschwindet und die Gemeinschaft mit dem Herrn ,sichtbar in einem leuchtenden Heiligenschein, immer mehr an Deutlichkeit gewinnt. Ein Sichtbarmachen von dem, was in jeder heiligen Messe mit uns geschieht. Mahnend hebt sich dabei Judas ab, der diese Einheit in Gott stört, weil er sich nicht von seinem Geld und seiner äußerlichen Vergänglichkeit lösen kann.
So ist unsere Kirche eine bleibende Herausforderung an unsere Pfarrgemeinde Tempel des Heiligen Geistes zu sein und an seinem Werk weiter zu bauen. Die vielen Aktivitäten in unserer Gemeinde belegen dies, ganz besonders die Kirchenmusik, die bei uns herausragend gepflegt wird.
Ulrich Däubler, Stadtpfarrer
im November 2002